Liebe Red Eagles,
nach dem Ausscheiden des deutschen Rekordmeisters im DFB-Pokal bleiben viele Fragen offen. Es gibt Tage, da gelingt einem nichts, einen solchen erwischte der Rekordmeister am Mittwochabend in Gladbach. Es war eine hochverdiente Niederlage, bei der Bayern auf dem Platz fast über 90 Minuten machtlos wirkte. Denn man hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass Müller &Co nochmal in die Partie zurückkommen könnten. Das letztliche endgültige Knock-Out und der vierte Gegentreffer des Tages kurz nach der Pause, bei dem Upamecano und Pavard – wie überhaupt am besagten Abend –völlig neben sich standen und das Unheil mit Hernandez und dem Rest des Teams über sich ergehen ließen, war sinnbildlich für einen gebrauchten Abend für den amtierenden Meister. Es funktionierte nichts. So einen kollektiven Blackout der Feldspieler sieht man selten. Selbst die Führungsspieler, die sonst das Heft in die Hand nehmen, waren – so wirkte es – nur mit sich selbst beschäftigt. Es ist ebenso fraglich, ob eine Anwesenheit von Nagelsmann die Pleite verhindern hätte können, zumal Toppmöller in den ersten beiden Partien an der Seitenlinie jeweils einen 4:0-Sieg feiern durfte. Da es mehr Fragen als Antworten gibt, ist es sinnvoll auf das nächste Spiel zu blicken. Zuvor zeigt mir die Niederlage aber abschließend eines: Die Bayern-Stars sind am Ende auch nur Menschen und verwundbar, wenn man sie im richtigen Moment erwischt. Nun liegt es an der Konkurrenz den FC Bayern auf dem Weg zum 10. Meistertitel in Folge zu stoppen. Ich fürchte aus Sicht der Konkurrenten: Gladbach verliert wohl das nächste Spiel am Wochenende und erfährt das Schicksal, was viele Bayern-Besieger erleben. Und es bleibt alles beim Alten! Bayern entflieht der Konkurrenz und sichert sich den 10. Meistertitel in Folge. Ich bin ehrlich, ich hätte es gerne einmal spannend bis zum Schluss, eine Last-Minute-Bayern-Schale. Doch ich glaube, das wird nichts!
Am morgigen Samstag trifft der FC Bayern um 15:30 Uhr (live auf Sky) auswärts auf Union Berlin. In diesem Vorbericht geht es um den Kader, die Aufstellung, Statistik sowie die wichtigsten Aussagen der Pressekonferenz mit Julian Nagelsmann (34) vor dem Spiel an der Alten Försterei.
Ohne Nagelsmann und Goretzka zu Eisern Union!
Auch im vierten Spiel in Folge muss Julian Nagelsmann die Mannschaft aus seinen vier Wänden coachen und fällt aus. Außer dem Langzeitverletzten Sven Ulreich sollen bis auf Leon Goretzka (26/Fersenverletzung) alle Spieler mit nach Berlin reisen. Der deutsche Nationalspieler musste das Abschlusstraining nach wenigen Minuten abbrechen und dürfte deshalb nicht im Kader stehen.
Wer muss für Süle den Platz frei machen?
Julian Nagelsmann steht vor einer sehr schwierigen Entscheidung. Lässt er größtenteils das Team auf den Rasen, das in Gladbach komplett neben sich stand oder wirft er die Rotationsmaschine an und bringt frische Spieler. Klar ist: Nagelsmann baut seine Abwehr um und bringt Niklas Süle (25) von Beginn an. Aus Supamegano wird jetzt der Supabancano. Upamecano muss wegen des schwachen Auftritts und der Belastungssteuerung wohl auf der Bank Platz nehmen. Im Tor steht Manuel Neuer (35). In der Abwehr fungieren Benjamin Pavard (25), Niklas Süle, Lucas Hernandez (25) und Alphonso Davies (20). Auf der Sechs dürften wohl Joshua Kimmich (26) und Marcel Sabitzer (27) beginnen. Die offensiven Außenbahnen besetzen Kingsley Coman (25) und Serge Gnabry (26). Auf der Zehnerposition ist Thomas Müller (32) wie immer gesetzt. Vorne stürmt Robert Lewandowski (33).
Die Statistik gegen Union Berlin
2 der 4 Aufeinandertreffen gewannen die Münchner. Zwei Mal trennte man sich Remis, wobei die Eisernen selbst den Rekordmeister noch nie bezwangen. Die letzte Partie im April dieses Jahres endete 1:1. FCB-Torschütze: Musiala (68.)
Die wichtigsten Aussagen der Pressekonferenz mit Julian Nagelsmann vor dem Spiel an der Alten Försterei
Nagelsmann betont: „Mir geht es so weit gut, abgesehen von Mittwoch, was noch ein bisschen in den Knochen steckt. Hoffentlich bin ich am Dienstag wieder dabei, dann habe ich die 14 Tage Quarantäne hinter mir und kann hoffentlich wieder an der Linie stehen.“ Zum Pokal-Aus. „In allererster Linie haben wir gezeigt, dass wir Menschen sind und keine Maschinen, dass uns Fehler passieren. Die drei Gegentore haben uns extrem rausgebracht aus dem Spiel. Wir ziehen Lehren aus dem Spiel für die Zukunft. Natürlich haben wir im Pokal einen anderen Anspruch. Es geht auch um die Art und Weise, wie man ausscheidet. Wir müssen uns Kritik gefallen lassen, jetzt aber den Fokus darauf richten, was wir beeinflussen können, das ist die Zukunft. Wir sind fehlbar, machen nicht alles perfekt. Wir müssen uns in jedem Spiel bewusst sein, dass wir uns nicht ablenken lassen von anderen Themen, auch von positiver Berichterstattung. Wir müssen immer wieder aufs Neue beweisen, dass wir eines der besten Teams Europas sind. Es sind viele Umstände zusammengekommen, auch ein paar inhaltliche Themen. Das habe ich mit den Führungsspielern besprochen. Ich wäre natürlich gerne dabei gewesen, das war aber nicht ausschlaggebend. Deshalb war die Aufgabe, in den Gesprächen zuzuhören, wie sich die Spieler fühlen und gleichzeitig Lösungen an die Hand zu geben. Wir haben den Anspruch, Champions zu sein, die wieder aufstehen. Am Samstag haben wir die Chance, wieder aufzustehen. Ich bin mir auch sicher, dass es eine Reaktion geben wird. Wir waren alle selber ein wenig überrascht, wie die Dinge am Mittwoch gekommen sind.“ Zu Personaländerungen. „Wir haben schon auch rotiert in den letzten Wochen. Wenn du als neuer Trainer zu einem erfolgreichen Klub kommst, brauchst du eine gute Balance, ein stabiles Konstrukt, um Spielern, die vielleicht noch nicht bei 100 Prozent sind, Einsatzzeit geben zu können. Wir haben mit Josh Kimmich, Manuel Neuer und Lewy Dauerbrenner, die viele Minuten haben. Wir haben viele Parameter, inwiefern die Spieler spielfähig sind. Völlig unabhängig vom Ergebnis am Mittwoch überlegen wir natürlich, ob wir rotieren. Es geht darum, die Belastung zu steuern.“ Über eine mögliche Unruhe. „Unruhe tut nie gut. Wenn die Themen nicht gewesen wären, hätten wir aber wahrscheinlich auch nicht gewonnen am Mittwoch. Es waren mehrere Komponenten, die zusammengekommen sind, dass wir nicht gut gespielt haben.“ Zu Upamecano. „Upa ist ein Verteidiger, der viel mit seinem Körper und seiner Geschwindigkeit arbeitet. Er muss lernen, dass er seinen Verteidigungsstil je nach der Konstitution des Gegners etwas anpassen muss. Vom Alter her ist er immer noch ein Talent. Er ist ein intelligenter Spieler, ein super Bursche, ein junger Spieler und wird daraus lernen.“ Zu Awoniyi. „Er ist ein ähnlicher Stürmertyp wie Embolo und in Topform. Unabhängig von der Leistung könnte es sein, dass wir Upa eine Pause geben. Niki wird wieder reinrutschen, weil er es auch gut gemacht hat, und entweder Upa oder Lucas eine Pause bekommen.“ Über Gespräche mit der Bayern-Führung. „Die Aufarbeitung war wichtig, mit Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić habe ich viel geschrieben und telefoniert. Ich habe auch die beiden nach ihrer Meinung gefragt. Gleiches galt auch für die Spieler.“ Zu Änderungen im Ablauf und eigenen Druck. „Ich werde nichts drastisch anpassen. Ich werde eine motivierende Ansprache halten per Video vor der Abfahrt. Dann werden wir denke ich ein gutes Auswärtsspiel machen. Druck spüre ich immer, vom ersten Tag an. Beim FC Bayern hat man Druck, Spiele und Titel zu gewinnen. Ich weiß, wie der Verein funktioniert. Es geht darum, gute Spiele zu machen und seine Lehren daraus zu ziehen. Wir richten den Fokus darauf, jedes Spiel mit 100 Prozent anzugehen. Der Druck ist nicht anders als vorher. Wenn man die dynamischen Aktionen von Mittwoch sieht, waren die bis zur 38. Minute zu 99 Prozent in unserer Hälfte. Du brauchst dynamische und emotionale Momente weg von deinem Tor. Wir haben Lösungsansätze dafür. Es war eine neue Erfahrung, aus der wir unsere Lehren ziehen.“ Über Gespräche. „Man kann das nicht so leicht abschütteln. Wenn du bei Bayern spielst, hast du selten solche Nackenschläge erlebt. Die Spieler haben versucht, sich zu erklären. Mir war wichtig, dass die Spieler die Fehler nicht nur bei sich suchen. Ich hatte das Gefühl, dass wir es bei allen Spielern aus den Köpfen rauskriegen. Jeder hatte ein paar andere Themen. Am Ende waren wir uns einig, dass uns das nicht nochmal passieren sollte, weil es weh tut und wir es nicht haben wollen. Am Ende des Tages geht es nicht darum, etwas wieder gut zu machen. Am Ende geht es darum, das zu beeinflussen, was wir beeinflussen können, das ist die Zukunft. Damit wollen wir am Samstag starten und in der Champions League und gegen Freiburg fortsetzen. Die Gespräche waren gestern. Ich muss keinen beauftragen, mit anderen Spielern zu sprechen. Ich habe versucht, gewisse Botschaften zu senden, die natürlich gerne weitergetragen werden dürfen. Ich versuche, den bestmöglichen Einfluss zu haben. Es ist ein gewisses Gut, Verantwortungen abzugeben. Trotzdem versuche ich natürlich im besten Wissen und Gewissen Einfluss zu nehmen.“ Über den Gegner. „Union macht es sehr gut mit einem herausragenden Trainer, den ich sehr schätze. Der Klub hat viele Neuzugänge und Abgänge und spielt trotzdem sehr konstant. Sie haben 21 Spiele zuhause nicht verloren, sind in einer guten Form. Der Gegner wird uns vor große Aufgaben stellen. Da kommt das Ergebnis von Mittwoch on top. Das sollte uns veranlassen, mit maximalem Fokus in das Spiel zu gehen.“ Zu Nianzou. „Er ist ein großes Talent mit viel Potential. Er muss seine Fehlerquote heruntersetzen. Das ist normal in dem Alter. Er ist ein fußballerisch sehr guter Innenverteidiger. Es geht darum, dass er eine maximale Souveränität hat, aber gleichzeitig seinen Mut beibehält. Wir werden mit ihm arbeiten, dass er seine Leistung stabil auf den Platz bringt.“ Über die Aufgabe des Teampsychologen. „Er entscheidet, was er mit den Spielern macht und mit welchen Spielern er spricht. Natürlich tauschen wir uns aus. Er ist kein Plakativ-Psychologe, der nach einer Niederlage mit allen Spielern spricht. Er ist mit jedem Spieler im Austausch, das ist ein laufender Prozess.“
Außer Ulreich und Goretzka reist der FC Bayern mit voller Kapelle nach Gladbach. Man darf daher gespannt sein, wem Nagelsmann das Vertrauen für einen Einsatz in der Startelf schenkt.
So könnte Bayern spielen: Neuer – Pavard, Süle, Hernandez, Davies – Kimmich, Sabitzer, Coman, Müller, Gnabry – Lewandowski
Der FC Bayern trifft nach dem Pokaldebakel am Samstagnachmittag (15:30 Uhr) auf den 1. FC Union Berlin. Der Hauptoffizielle Schiedsrichter steht bislang (Stand Freitag, 16:30 Uhr) noch nicht fest.
Jetzt wünsche ich euch allen noch ein schönes Wochenende!
Euer Red Eagles Mitglied Johannes