EXKLUSIV-INTERVIEW VOR DEM KLUB-WM FINALE


Anlässlich der Klub-WM in Katar vor dem Klub-WM Finale zwischen dem FC Bayern und Tigres Monterrey morgen um 21 Uhr gibt es heute ein Interview mit einer Fanclubvorsitzenden der Red Falcons Doha. Frau Spranger lebt seit 2014 in Katar und ist im Tourismusbereich tätig. Sie ist große Anhängerin des FC Bayern. Mit den Red Eagles hat sie heute Nachmittag über brennende Fragen, wie den gestrigen Stadion-Besuch, was es mit den Face-Shields auf sich hat, die gestern getragen wurde, wie die Arbeitsverhältnisse aus ihrer Sicht sind, gesprochen. Definitiv unterstreicht sie im gibt es keine Frauenfeindlichkeit in Doha. Beenden wollen wir ihr Interview aber wieder mit dem Fußball.


Spranger (über den Stadionbesuch):
„In der Metro haben wir gemeinsam mit den Ägyptern gesungen, das war lustig und hat die Stimmung echt aufgeheitert. Wir hatten unseren Spaß. Vor dem Stadion spielte einer auf dem Saxophon „FC Bayern – Stern des Südens“. Leider war es ein meterlanger Weg von der Metro zum Stadion. In meinem Fall mussten wir um das ganze Stadion rumgehen, um in unseren Block zu kommen. Im Stadion war es ein wenig chaotisch, wir saßen weit auseinander, obwohl wir eine Gruppenbuchung machten. Das war etwas seltsam. Es war ein wenig ein Mix aus positiven und negativen Erlebnissen.“

Spranger (Über die Nutzung von sogenannten Face-Shields als Vorsichtsmaßnahme von Covid-19 im Stadion):
„Das ist eine klasse Idee. Die bekamen wir vor dem Security-Check am Eingang. Die kann man bzw. muss man zusammen mit der Maske tragen. Wirklich toll. Die Brille läuft dabei nicht an.“

Spranger (über Frauenfeindlichkeit in Katar):
„Definitiv gibt es hier keine Frauenfeindlichkeit. Die Frauen haben hier sehr viele Rechte. Bei uns sind die Gesetze viel rigoroser als etwa in Deutschland, hier kommt es zu keinen Übergriffen. Sollte mich jemand an der Schulter anlangen, kann ich schon die Polizei rufen, die dann vorbeikommt. Man kann um 3 Uhr am Morgen durch die dunkelsten Gassen gehen, ohne, dass irgendetwas passiert. Komme ich als Frau alleine etwa zum PCR-Test, werde ich sofort durchgelassen. Wenn ich im Aufzug bin, steigt kein Mann ein, ohne mich vorher gefragt zu haben, ob es mir recht ist, dass sie mitfahren.“

Spranger (über die Arbeitsverhältnisse):
„Auch das Arbeitsrecht hat sich geändert, es ist nicht mir so wie vor Jahren als ich nach Doha kam. Da waren die Leute ohne Absicherungen an die Baustellen, so dass mir übel wurde. Es kommt jeder freiwillig nach Katar. Man muss es auch immer von 2 Seiten sehen. Wir sagen, das ist so wenig Geld. Von dem Geld, das sie in Katar verdienen bauen sie in ihrem Land ganze Häuser und Hotels auf und ernähren ihre Familie, weil es für sie ganz viel Geld ist. Wenn der Vertrag abläuft, kommen sie immer wieder zurück. Sie kämen nicht wenn alles schlecht wäre. Es gibt nun auch den Notification Letter, der es erlaubt den Arbeitgeber zu wechseln. Wenn man in Deutschland kündigt, geht es auch nicht von heute auf Morgen, der Arbeitgeber kann Stellung nehmen. Ähnlich ist es mit dem 24-Stunden Veto hier auch. Wir haben eine 6-Tage Woche, es wird 24 Stunden bei uns gebaut, da die Arbeiter in verschiedenen Schichten arbeiten. Die Unterkünfte sind jetzt nicht der deutsche Standard, aber mindestens der Standard, welchen sie bei sich zuhause haben. Als ich sie immer in die Ruinen sah, sah ich sie immer fröhlich die Arbeiter, sie haben gescherzt, gesungen. Die kennen es nicht anders, weil sie auch zuhause so leben. Mit anderen Wohnverhältnissen kämen sie überhaupt nicht zurecht. Ich dachte das früher auch, dass ich selbst nicht jammern dürfte, wenn ich diese sah. Heute weiß ich, das ist komplett falsch. Wir müssen unser Denken einmal umstellen. Seit zwei Jahren gibt es auch ein Gesetz, dass ab einer bestimmten Temperatur die rote Fahne gehisst wird, wodurch die Bauarbeiten ab 10 Uhr morgens eingestellt werden bis die Sonnenkraft nachgelassen hat. Außerdem gehen die Arbeiter in sogenannte Kühlzellen, wo sie reingehen können, damit sie sich abfrischen können. Zudem gibt es sogar Kontrolleure, die herumgehen, um zu sehen, dass die Arbeiter auch ausreichend Wasser trinken. Auf der anderen Seite darf man nicht vergessen, dass der Staat einem natürlich nicht hilft, aber dafür zahlt man hier auch keine Steuern. Dazu gibt es Salary Packages, sozusagen Pakete, in denen eine Unterkunft vom Arbeitgeber gestellt wird, oder man erhält einen Mietanteil. Im Paket ist Transport, Essensgeld und das Gehalt selbst enthalten.“

Spranger (Über Neuerungen seit der Blockade):
„Katar ist nun viel selbstständiger, hat seit den letzten drei Jahren viele Farmen und eigene Produkte. Katar wird immer grüner. Überall werden die Straßen aufgerissen und begrünt.“

Spranger (über Katar im Allgemeinen):
„Katar ist ein fantastisches Land mit Kultur und Tradition – es ist eine Reise wert.“

Spranger (über den Tipp für das Spiel morgen):
„Ich tippe auf ein 2:1 für den FC Bayern!“